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Warum ich den Hofer Falken sehr viel verdanke!

und Warum die Falken auch im 21. Jahrhundert unverzichtbar sind?

Reinhard Mvon Reinhard Meringer

Liebe Hofer Falken,

als mich vor einigen Monaten im Rahmen Eures Freitag-Abend-Stammtisches Werner Ramming ansprach, ob ich als ehemaliger Hofer Falke, aus Hofeck stammend, für die geplante Festschrift ein paar Gedanken zur Erinnerung als Grußwort schreiben wolle, habe ich freudig Ja gesagt. Es sind zwei Gedanken, die mich bewegen, Ihr lest sie in der Überschrift.

Zunächst aber, wie es sich gehört, alles Gute Euch allen, herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag und viel Spaß bei Euren vielen Aktivitäten für Jung und Alt, zumindest für die nächsten 5, 10, 20, 30 Jahre (letztere Zahl ist ja bevölkerungs-wissenschaftlich e i n e Generation, den 100. Geburtstag würde ich als relativ jung gebliebener "alt-linker" 68er gerne noch erleben, aber ob dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird, ist zumindest rein statistisch fraglich..!). Doch jetzt zu den zwei Gedanken:

1. Warum ich den Hofer Falken sehr viel verdanke?

Weil mir die Hofer Falken viele erlebnisreiche Ferien-Freizeiten in meiner Kindheit und Jugend ermöglichten (Zigeuner-Mühle/Fichtelgebirge, Sonthofen/Allgäu, Döbriach/Millstätter See, ja sogar in Nizza/Südfrankreich..!) und viele, viele glückliche Stunden beim Tischtennis-Spielen im Ziegelacker-Vereinszimmer, beim Musik-Machen in der damaligen Hofer "falcon-skiffle-band" und bei allen möglichen Spiele-Abenden bescherten. Ich muss natürlich heute im Rückblick gestehen, dass die Bedeutung des tiefblauen Hemdes mit dem roten Halstuch, dass mir die vielen schmissigen Liedertexte bei Lagerfeuer-Romantik und Würstchen-Grillen politisch eigentlich damals noch wenig bedeuteten. Aber alle meine damaligen Kumpel, der Schneiders Meck, der Kuchenreuthers Karl, der Köhlers Horst und viele mehr - wir waren in Hofeck und Neuhof, in der Siedlung und am Vogelherd eine Rasselbande von 20 bis 30 Lausbuben bzw. Heranwachsenden, die sich ganz einfach gut aufgehoben fühlten, die Eltern mit damals schmalen Geldbeuteln froh waren, wenn sie ihrem Kind ein Zeltlager finanzieren konnten.

Für mich persönlich traf das ganz besonders zu: 1954 starb mein Papa, als ich sieben und der Bruder gerade fünfzehn war und die Mama mit 36 früh als Witwe mit einer sehr kleinen Rente zwei Jungs großziehen musste. Auch wenn die große Verwandtschaft damals viel half, waren es meine schönsten Erinnerungen, wenn wir mit dem Fahrrad übers Wochenende zum Waldstein ins Zeltlager durften oder in den Ferien auf große Fahrt gehen durften..! Heute nennen wir das alles hochtrabend "Erlebnis-Pädagogik", "Lernen vor Ort" oder "Eins-Sein mit der Natur" (jetzt sprach der Seminar-Rektor und Umwelt-Pädagoge!) - Herbert Narr, Dieter Knauer und viele andere der damaligen Hofer und Nürnberger und Münchner Falken-Funktionäre wussten o h n e große pädagogische Vorbildung, was nach einem verheerenden 2. Weltkrieg in der Textilarbeiter-Stadt Hof zu tun war!

Und damit bin ich bei meinem zweiten Gedanken:

2. Warum die Falken auch im 21. Jahrhundert unverzichtbar sind?

Da muss ich nicht so weit ausholen und kann ich mich viel kürzer halten: Weil unsere heutige Gesellschaft, gerade auch in unserem strukturkrisen-gebeutelten, längst "multikulturellen" Hof, immer mehr in Gefahr gerät, auseinander gerissen zu werden in Arme und Reiche, weil es immer mehr Einkommens-Ungleichgewichte in unserer eigentlich reichen Bundesrepublik Deutschland gibt, weil Kinder und Jugendliche am aller-deutlichsten spüren, wenn Papa oder Mama oder beide materiell ums Überleben kämpfen und ihrem Kind dennoch sinnvolle Freizeit-Gestaltung ermöglichen wollen. Jetzt wird der geneigte Festschrift-Leser sofort denken, so schlimm wird's schon nicht wirklich sein, da gibt es doch die Kommunale Jugendarbeit in Hof mit ihren vielen Freizeit-Angeboten, die vielen Vereine mit ihren preisgünstigen Angeboten, da gibt es die vielen Stiftungen der Stadt Hof, die helfen, wenn der Lehrer sozial engagiert auf Klassenfahrt und Zuschüsse beantragt..!?

Dennoch halte ich dagegen und behaupte, aus langjähriger eigener beruflicher Erfahrung felsenfest davon überzeugt: Junge Menschen brauchen Orientierung auch und vor allem bei der Frage, was sozial gerecht ist und junge Menschen erwarten Antworten auf die am meisten drängenden Fragen, warum es so große Unterschiede zwischen Arm und Reich gibt und warum es eben nicht automatisch selbst verschuldet sein muss, wenn das Geld hinten und vorne nicht langt. Ich behaupte, dass die vielzitierte Politik-Verdrossenheit und das derzeitige Eindreschen auf die Flüchtlinge, das Aufflammen der Rechts-Populisten, zu einem guten Teil auch auf die fehlende politische Aufklärung in Schulen, Vereinen und Verbänden zurückzuführen ist. Geschichte wiederholt sich, unser Wirtschafts-System muss korrigiert werden, Wohlstand für alle ist möglich, wenn es gelingt, endlich wieder gerechter zu verteilen!

Schrittweise abrüsten und mit dem freien Geld Städte, Regionen, schwächere Staaten u n d den überhitzten Planeten zu sanieren.. heißt das Gebot der Stunde! Von meinen Falken erhoffe ich mir, dass sie auch in den nächsten 5, 10, 20, 30 Jahren genau diesen Bildungs-Auftrag erfüllen werden, ich bin mir ganz sicher, dass Werner Ramming und sein Team da auf einem guten Weg sind, Politisch Lied ist eben nicht garstig Lied, mögen die vielen Aktivitäten dazu beitragen, dass diese eine Welt wieder friedlicher wird. Wohlstand für alle, ich beharre darauf, ist möglich, wenn wir, statt immer mehr haben zu wollen, erneut das Lied vom Teilen lernen, das habe ich selbst in meiner Kindheit und Jugend auch und gerade bei den Hofer Falken sehr gut gelernt..!


Festschrift-Beitrag von Reinhard Meringer, Seminar-Rektor i.R., J.G.A.-Wirth-Realschule Hof (WW, EK, Päd)

Stadtrat, Verbandsrat, Aufsichtsrat, GEW, AWO, Langnamenverein Hof, Ex-Fußball-Vertragsspieler Bayern Hof, FC Bayreuth, VfB Helmbrechts, SpVgg Hof, ATS Hof/West..!